In einer großen Herde waren alle Schafe weiß, mit einer Ausnahme: das kleine schwarze Schaf. Der Schäferhund Polo gab die Kommandos: “Alle nach links!”, “Rechts um!” oder “Halt!” Alle Schafe folgten seinen Anweisungen, bis auf das kleine Schwarze, das oft in die entgegengesetzte Richtung lief, weil es in Gedanken versunken war.
Polo war darüber sehr verärgert. Er beschwerte sich beim Schäfer: “Das schwarze Schaf gehorcht mir nicht und denkt zu viel nach! Schafe sollten nicht denken, das ist meine Aufgabe.” Polo, der Ordnung und Disziplin schätzte, drohte dem schwarzen Schaf: “Ich werde dafür sorgen, dass du nach der Schur verkauft wirst, dann haben wir wieder Ruhe in der Herde.”
Eines Tages begann es heftig zu schneien, und der Schäfer samt Polo suchten Schutz in einer Hütte. In der Nacht wurden die Schafe unruhig. Das kleine schwarze Schaf, das nicht aufgehört hatte nachzudenken, fand eine geräumige Höhle, in die alle Schafe passten. Es führte die Herde dorthin, um Schutz vor dem Unwetter zu suchen.
Am nächsten Morgen bemerkten der Schäfer und Polo das Fehlen der Herde und begannen verzweifelt mit der Suche. Nach einer langen Suche entdeckten sie einen schwarzen Fleck im Schnee – es war das schwarze Schaf, das mit den anderen zurückkehrte.
Überglücklich empfing der Schäfer seine Herde. Als die Wärme zurückkehrte und die Schafe geschoren wurden, ergab das einen Sack schwarzer und zehn Säcke weißer Wolle. Polo, der immer noch an der Ordnung der Herde festhielt, drängte erneut darauf, das schwarze Schaf zu verkaufen. Doch der Schäfer, inspiriert von der Weitsicht des Schafes, lehnte ab. “Auf keinen Fall”, sagte er. “Ich habe eine bessere Idee. Ich werde aus schwarzer und weißer Wolle Muster stricken.”
So begann der Schäfer, aus der Wolle seiner Herde schwarz-weiß gemusterte Socken, Schals und Decken zu fertigen. Diese Produkte waren sehr gefragt auf dem Markt. Mit dem verdienten Geld kaufte der Schäfer weitere schwarze Schafe. Bald hatte er eine bunte Herde aus schwarzen, weißen und gescheckten Schafen. Jedes Schaf war einzigartig, und das war gut so.